Bauer Resources errichtet geothermische Wärmeversorgungsanlage für „MERGENTHALER“

200 kW mit 45 Erdwärmesonden

 

Wohin man auch blickt: Der Bau­grund in Innen­städten ist knapp. Und eher früher als später müssen Städte darauf reagieren. Unge­nutzte Ge­bäude können hier zu einer echten Chance werden. Wie wäre es also mit einer ver­lassenen Fabrik? Oder einem alten Büro­komplex? Klingt un­realistisch, ist es aber nicht. Das Zauber­wort heißt Re­vitalisierung. Ein Parade­beispiel dafür ist das Projekt „MERGENTHALER“ im süd­hessischen Eschborn: Ein leer­stehendes Büro­gebäude aus den 1980er Jahren soll bis 2024 im Auf­trag des Münchner Immobilien­unter­nehmens WÖHR + BAUER ressourcen­schonend und CO2-sparend re­vitalisiert werden. Zentraler Bestand­teil ist ein nach­haltiges Energie­konzept – und genau dafür er­richtet die BAUER Resources GmbH eine geo­thermische Wärme­ver­sorgungs­anlage.

Meter um Meter in die Tiefe

Im Frühjahr 2022 fiel der Startschuss für die Vorbereitungen. Präzise wurde das Erdwärmesondenfeld im Vorfeld geplant, um beim Bohren keine unterirdischen Leitungen zu beschä­di­gen. „Das spielt insbesondere bei Bestandsgebäuden eine große Rolle“, weiß Marcel Mößlang, Projektleiter bei der BAUER Resources GmbH. Erst dann stellten er und sein Team die Erd­wärmesonden mittels dem Spülbohrverfahren her. Das Prinzip: Ein Bohrgerät bohrt Loch um Loch und injiziert mit hohem Druck eine spezielle Bohrsuspension in den Unter­grund. Diese fördert den Schlamm sowie das Bohrklein, damit die Sonden im An­schluss eingebaut werden können. Auf diese Weise wurden mehr als 100 m tiefe Löcher für 45 Erdwärme­sonden gebohrt.

Stück für Stück Sorgfalt

Wie bei vielen inner­städtischen Projekten war auch hier die be­engte Bau­stellen­fläche eine große Heraus­forderung, betont der Projekt­leiter: „Die Arbeiten mit den großen Maschinen auf eng­stem Raum waren nicht ohne. Mit weniger als 2 m Ab­stand zum Ge­bäude mussten wir Bohrungen durch­führen, um die vor­ge­ge­benen Abs­tände zur Grund­stücks­grenze ein­zu­halten. Da muss jeder einzelne Hand­griff sitzen.“ Zudem herrschte rund um die Bau­stelle reges Treiben: ein Kinder­garten und zahl­reiche Ge­wer­be­­ein­heiten, zum Beispiel die Zentrale der Deutschen Börse – alles in direkter Nach­bar­schaft. Zur Lärm­min­derung kam des­halb eine speziell gedämmte Geräte­technik zum Ein­satz. „Vor­kehrungen zum Schutz der An­wohner stehen bei uns immer an erster Stelle“, so Marcel Mößlang.

Volle Geothermie voraus

Auch nach den Hauptarbeiten blieb für die Spezialisten von Bauer Resources viel zu tun, beispielsweise die Montage der Anbindeleitungen: Mehr als 2.200 lfm Leitungen wurden in vier Wochen verlegt und an insgesamt vier Verteilerschächte angeschlossen.

Anschließend wurden die Erd­wärme­sonden ge­spült und mit einer Wärme­träger­flüssig­keit ge­füllt. Seitdem pausiert die Bau­stelle, bis die Sanierung seitens des Bau­herrn fertig­ge­stellt ist. Zu guter Letzt wird dann noch ein hydraulischer Abgleich durch­geführt und die In­betrieb­nahme begleitet. Nach Abschluss der Arbeiten wird das „MERGENTHALER“ dann dank der geo­ther­mischen Energie mit Wärme und Kälte versorgt.

Ins­gesamt kann die Anlage rund 200 kW Leistung zur Ver­fügung stellen – das ent­spricht in etwa dem Heiz­energie­bedarf von 40 modernen Ein­familien­häusern.

Neben der grünen Energie­ver­sorgung werden im „MERGENTHALER“ viele weitere Nach­haltig­keits­bau­steine um­ge­setzt: eine wärme­dämmende Fassade mit raum­hoher Ver­glasung und außen­liegen­dem Sonnen­schutz, ein rund 1.000 m² großer Sky Garden sowie 50 E-Lade­stationen. Alles unter dem Motto: Be­stand er­halten und grün revi­talisieren. „Das ‚MERGENTHALER‘ liegt uns wirk­lich sehr am Herzen”, ergänzt Dr. Tim Malonn, Leitung Ge­schäfts­bereich Value-Add beim Bauherrn WÖHR + BAUER. „Wir schaffen hier mittels inno­vativer Methoden und einer ressourcen­schonen­den Bau­weise mit vielen Partnern ein echtes Vor­zeige­pro­jekt. Der Ab­riss wird ver­mieden und wir sparen allein bei der Er­rich­tung ca. 42 % CO2-Emissionen gegen­über einem ver­gleich­baren Neu­bau ein.“