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Kleine Helfer, große Wirkung

Digitalisierung erleichtert Bodensanierung auf Gaswerkgelände

 

Arnstadt – Die Bilder, die Friedrich Leifheit aus vielen Gigabytes an Daten auf seinem Tablet generiert, wirken beinahe wie surreale Kunstwerke. Um Kunst geht es hier jedoch nicht, sondern um ein digitales Geländemodell. Man erkennt das Areal des ehemaligen Gas­werks in Arnstadt, das nur noch aus Haufwerken und Gebäuderuinen besteht. Alle anderen äußeren Spuren der über 70-jährigen Industrie­geschichte sind bereits ver­schwunden, nur noch tief im Erd­reich schlummern umwelt­gefähr­dende Stoffe wie Teer, Schwer­metalle, Phenole oder Schwefel­wasser­stoff­ver­bin­dungen. Der Auftrag des Bereichs Bauer Umwelt der BAUER Resources GmbH in Zusammen­arbeit mit der BAUER Spezialtief­bau GmbH: die Boden­sanierung samt Bau­gruben­er­stellung und Grund­wasser­reinigung.

Im Januar 2021 starteten unter Einsatz einer Drohne und eines Rover­stabs die Arbeiten mit der digitalen Vermessung des 12.000 m2 großen Areals. Die Drohne erstellte während des Ver­messungs­flugs hunderte hoch­auf­lösende Fotos, auf denen selbst Objekte von wenigen Milli­metern Größe er­kenn­bar sind.

Auch der Rover­stab er­möglichte eine zenti­meter­genaue Ver­messung und damit die schnelle Er­mitt­lung von Hauf­werks­kuba­turen, Vo­lumina der Bau­gruben und Ge­lände­ver­ände­rungen. Aus den ge­sammelten Auf­nahmen ließen sich im An­schluss an die Daten­er­fassung 3D-Daten generieren, die in ein digi­tales Gelände­modell über­tragen wurden.

Das Ergebnis: maßstabs­ge­treue und fotorealistische Abbildungen der gesamten Baustelle mit allen Details. „Je genauere und de­tailliertere Daten wir vom Zu­stand der Bau­stelle haben, umso präziser lassen sich die Massen be­rechnen und der Auf­wand für eine Bau­maß­nahme be­stimmen. Diese kleinen digitalen Helfer machen dies mög­lich und er­sparen uns gleich­zeitig viel Zeit“, so Holger Kaiser, Manager für BIM und Digitalisierung in der BAUER Resources GmbH.

Nach den Vermessungsarbeiten erfolgte schrittweise der Aus­hub der drei Baugruben bis zu einer Tiefe von 3,5 m. Dabei wurden ins­ge­samt 9.100 m3 Material aus­ge­hoben und ent­sorgt, darunter ca. 16.000 t belasteter Boden und Bau­schutt sowie rund 500 t pastöser Teer.

 

An­ge­troffene Fundamente wurden mit einem Tablet samt Ver­messungs­software drei­dimen­sional auf­ge­zeichnet und an die BIM-Abteilung der Bauer Resources zur Be­rechnung der Volumina weiter­geleitet.

Nach Herstellung der größten der drei Baugruben (ca. 4.200 m³ Aushub) wurden Aus­tausch­bohrungen mit einem Durch­messer von 1.800 mm bis in Tiefen von 7 m unter Gelände­ober­kante zur Ent­fernung des Teer-Hotspots durch­ge­führt. Der dabei an­fallende Boden wurde zur Ver­wer­tung ins 150 km ent­fernte Boden­auf­bereitungs­zentrum des Bereichs Bauer Umwelt nach Bleicherode ge­bracht.

Das belastete Abtropf­wasser aus dem Bohr­prozess wurde mit der er­richteten Grund­wasser­reinigungs­anlage ab­ge­reinigt. Den Ab­schluss der Arbeiten bildete die Her­stellung der letzten Bau­grube mit an­schließenden Erd­bau­maß­nahmen.

Zusammen­fassend zwar ein rundum klassisches Sanierungs­projekt, das dennoch Leucht­turm­charakter im Hin­blick auf die digitale Um­setzung hat. Neben Drohne, Rover­stab und Tablet setzte das Bauer-Team auch bei der Bau­stellen­dokumen­tation auf ein digitales Tool: An­stelle von Stift, Papier und Foto­apparat er­fassten Friedrich Leifheit, Bau­leiter im Bereich Bauer Umwelt, und sein Team alle relevanten Daten, d. h. aus­ge­führte Ar­beiten, ein­ge­setztes Per­sonal und Geräte, Bau­stellen­bilder sowie Qualitäts­infor­mationen im digi­talen Bau­tage­buch – einer praktischen Web­an­wen­dung – auf dem Tablet. Der ent­scheidende Vor­teil: Alle Bau­stellen­tage­bücher einer Bau­stelle werden damit automatisiert ge­sammelt und zu­sammen­ge­fasst. Das müh­same und zeit­raubende Er­stellen des Berichts im Büro ent­fällt. „Dadurch er­kennen wir auf einen Blick den Bau­fort­schritt, können die er­brachten Leistungen prüfen sowie bei Ab­weichungen Gegen­maß­nahmen er­greifen und den Plan justieren“, erklärt Friedrich Leifheit und fügt an: „Zu­sätzlich sind die In­formationen für alle Be­teiligten rund um die Uhr und orts­un­ab­hängig ver­füg­bar. Das er­leichtert und ver­bessert die Kommunikation auf der Bau­stelle enorm.“ Die Arbeiten seitens Bauer wurden im Sep­tember 2021 ab­ge­schlossen.