Schwarze Pumpe – der Name lässt schon eine Verbindung zu Altlasten, Kontaminationen und Schadstoffen vermuten. Aber damit tut man dem Ort Schwarze Pumpe Unrecht, denn der Name taucht schon im Dreißigjährigen Krieg auf und bezeichnete einen Gasthof mit einer schwarzen Pumpe. Erst mit Beginn der Braunkohleförderung und dann 1955 mit der erfolgten Grundsteinlegung für das spätere Gaskombinat Schwarze Pumpe erfolgten gravierende Eingriffe in Natur und Umwelt. Brikettfabriken, Strom- und Dampferzeugung, Kokerei und Stadtgasproduktion prägten nun das Bild der dortigen Lausitzer Landschaft. Bis zu 15.000 Menschen fanden im Kombinat Lohn und Brot.
Dabei wurden nicht immer die heute anerkannten Umweltstandards eingehalten. Den Menschen war sehr wohl bewusst, dass diese Stoffe gefährlich sind, aber es gab keine rechtlichen Vorgaben, die den Schutz von Natur, Umwelt und Menschen klar umrissen. Der Zwang zur Normerfüllung und staatliche Planvorgaben ließen vielfach auch bestehende technische Richtlinien und gesetzliche Vorschriften Makulatur werden. So entstanden Bodenbelastungen durch Havarien und Handhabungsverluste.
Erst 1990 erfolgte mit der politischen Wende auch eine schrittweise Verbesserung der Situation. Diese ging allerdings einher mit einer großflächigen Stilllegung bestehender Produktionsanlagen und der Entlassung vieler hochqualifizierter Mitarbeiter. Parallel dazu erfolgten aber auch schon die ersten Rückbau- und Sanierungsarbeiten, die sich in vielen Werksteilen bis zum heutigen Tage hinziehen. Und es wurde Platz für die Ansiedlung moderner Industrieanlagen geschaffen. Das Kraftwerk Schwarze Pumpe wurde nach modernsten Gesichtspunkten errichtet und ging 1998 ans Netz. Weitere 120 Unternehmen nutzen die Möglichkeiten des nun geschaffenen Industrieparks für Produktion, aber auch Forschung und Entwicklung.
Trotz der schon seit über 25 Jahren stattfindenden Sanierung der Altlasten am Standort Schwarze Pumpe – immerhin 720 ha Gesamtfläche – sind noch viele Aufgaben zu bewältigen. Die LMBV Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH hat hier nach mehreren Jahren Vorbereitung ein weiteres Sanierungsprojekt in Angriff genommen. So sollen vier Schadstoff-Hauptquellbereiche der ehemaligen Kohleveredlung im Werksgelände entfernt werden. Ziel ist eine deutliche Reduzierung der Schadstoffeinträge aus diesen Quellen in das Grundwasser. Gleichzeitig können diese Bereiche in Zukunft auch in die Vermarktung von Gewerbeflächen im Industriepark eingeplant werden.
Die Aufgabenstellung ist gigantisch: So werden ca. 1,3 km Spundwände als Primärspundwände für die Baugrubensicherung bis in eine Tiefe von 20 m eingebracht. Weitere 147 Einzelspundwandkästen von 10 x 11 m Grundfläche sollen dann bis in 14 m Tiefe errichtet werden und mit einem speziellen Teleskopbagger ausgehoben werden. So werden insgesamt über 286.000 t Boden aus diesen Bereichen bewegt. Um diese enormen Mengen nicht über die Straßen der Umgebung zu transportieren, wurde durch die LMBV die Errichtung einer vakuumthermischen Reinigungsanlage im Werksgelände in Auftrag gegeben. Hier werden diese Bodenmengen vorbereitet und dann umweltgerecht behandelt. Ziel ist es dabei, diese Materialien direkt wieder zur Verfüllung der ausgehobenen Baugruben einzusetzen. Dabei können enorme Mengen an Kraftstoff für die sonst notwendigen Transporte gespart und auch der Einsatz von Verfüllmaterial aus umliegenden Kies- und Sandgruben minimiert werden.
Die Unternehmen BAUER Resources GmbH mit ihrem Standort Roßwein und die LOBBE Industrieservice GmbH & Co. KG aus Teutschenthal bzw. Spremberg haben sich zur Bewältigung dieser Herausforderung zur Arbeitsgemeinschaft VTRA Schwarze Pumpe zusammengeschlossen. Im Juli 2017 begannen die Arbeiten. Am Anfang noch wenig sichtbar, denn es waren viele Planungsaufgaben zu lösen, Genehmigungen einzuholen sowie die erforderlichen Zeitabläufe im Detail abzustimmen. 2018 waren dann schon viel Aktivitäten am Standort der Thermischen Reinigungsanlage und den einzelnen Sanierungszonen zu sehen. Kräne errichtete die Fabrikhallen und hievten tonnenschwere Apparate millimetergenau an die richtige Stelle. Techniker verlegten Elektro- und Steuerleitungen und verknüpften Computer mit den einzelnen Komponenten der Anlage. Auch in den Sanierungszonen bewegte sich schon eine Menge: Mit großen Rammgeräten wurden die Primärspundwände in den Boden eingebracht und der Voraushub in den Baugruben in Angriff genommen. Dabei konnte auch das Zusammenwirken der einzelnen Gewerke optimiert werden.
Im Spätsommer 2018 ging schließlich die vakuumthermische Reinigungsanlage in den Probebetrieb und konnte das erste Bodenmaterial aus der Sanierung des Bereichs der ehemaligen Teerscheidung Ost reinigen. Läuft alles weiterhin planmäßig, kann die Sanierung der vier Hauptsanierungszonen voraussichtlich im Jahr 2022 abgeschlossen und wieder eine Fläche für die industrielle Nachnutzung am Standort Schwarze Pumpe übergeben werden.
Verfasser:
Dr. Uwe Schlenker
uwe.schlenker@bauer.de