High-Tech im Klassenzimmer

 

Mit dem Wort Avatar können nicht nur Cineasten etwas an­fangen, auch den­jenigen, die viel in sozialen Netz­werken unter­wegs sind oder Com­puter­spiele spielen, muss man diesen Be­griff nicht er­klären. Im Grunde ist ein Avatar nichts anderes als ein Bild oder eine Figur, die – meist in vir­tuellen Um­­ge­bun­gen – stell­ver­tretend für den agierenden Menschen steht. Aber was hat ein Avatar mit Schule zu tun? Ganz einfach: In Form eines Tele­präsenz­ro­boters kann so ein Avatar Augen, Ohren und Stimme eines Schülers im Klassen­zimmer vorüber­gehend ersetzen. Das ist zum Beispiel dann notwendig, wenn der Schüler krank­heits­bedingt länger­fristig nicht am Unter­­richt teil­­nehmen kann. Und ge­nau so ein 4.450 Euro teurer Avatar des Typs AV1 der Firma No Iso­lation steht dank der Unter­­stützung durch die BAUER Stif­tung seit kurzem in einem der Klassen­zimmer der Regens-Wagner-Berufs­schule Schroben­hausen, um einen an Leukämie er­krankten Schüler zu unter­stützen.

„Uns hat die Technologie von Anfang an begeistert, vor allem aufgrund der Einfachheit bei der Bedienung“, berichtet Schul­leiterin Claudia Gottfried. „Schließlich muss sich der Schüler schnell damit aus­einander­setzen können.“ Die Voraus­setzun­gen, um den rund 30 cm hohen und gut 1,5 kg schweren Avatar zu nutzen, sind denk­bar ein­fach: Neben dem Strom­an­schluss für die Lade­station und dem WLAN in der Schule braucht es zu Hause beim Schüler nur ein Tablet, auf dem die zu­ge­hörige App in­­stalliert wird – schon ist der Stell­­ver­­treter einsatz­­bereit. Er über­­­trägt dabei nicht nur die Stimme des Schülers, er kann sich mittels Blink­licht melden, den Kopf drehen oder sogar seinen Augen­aus­druck ver­ändern.

Umgekehrt überträgt der kleine Helfer alles, was er hört und sieht, als Live-Feed aufs Tablet des Schülers zu Hause – natür­lich zu 100 Prozent datenschutzkonform, wie Christine Vogl­gsang, Mitarbeiterin der Schulleitung, betont. „Was für uns als Berufs­schule auch wichtig ist: Man kann den Avatar vom Klas­sen­zimmer in die Werkstatt oder sogar auf den Pausenhof mit­nehmen. So unter­stützt er den Schüler dabei, dass dieser über die reine Wissens­ver­mittlung hinaus den Kon­takt zu seinen Mit­schülern halten kann.“ Und wenn der Schüler nach über­stan­de­ner Krank­heit wieder am Unter­richt teil­nehmen kann, ist der Avatar be­reit für einen neuen Ein­satz – das Ganze ist also auch eine In­vestition in die Zukunft.

„Ich finde das eine tolle Sache, wenn man auf diese Weise einem jungen Menschen helfen kann“, sagt Josef Soier, der dem Vorstand der BAUER Stiftung angehört. Bei der Vorort-Besichtigung am 11. März nahmen er und Michael Stomberg, Vorstandsvorsitzender der BAUER AG, den kleinen Helfer in Augenschein. Und was sagen die Mitschüler? „Die finden ihn voll cool“, so Claudia Gottfried. Nur einen Namen hat der kleine Helfer noch nicht – aber der findet sich sicher bald.